Sie sollen Ostern, Pfingsten und Weihnachten am zweiten Feiertag zum Einsatz kommen: In Sögel sind Väter von jugendlichen Ministranten als erwachsene Messdiener eingeführt worden.
Kinder und Jugendliche stehen als Messdiener am Altar – das ist das übliche Bild. Nicht so in der Gemeinde St. Jakobus Sögel. Dort gibt es neuerdings auch Vätermessdiener. „Das liegt nicht am Nachwuchsmangel“, sagt Pfarrer Bernhard Horstmann. „Die Vätermessdiener sollen überwiegend an den zweiten Feiertagen der Hochfeste Ostern, Pfingsten und Weihnachten eingesetzt werden, um die Minis und Jugendlichen zu entlasten.“
Thomas Abeln, Ralf Arents, Jens Heyers, Uwe Hoormann, Jürgen Jansen, Peter Moritz, Guido Santel, Markus Schute, Thomas Sprenkel, Andreas Terborg und Johannes Völker sind Familienväter im Alter zwischen 40 und 50 Jahren und befinden sich mitten im Berufsleben. Acht der elf Vätermessdiener stehen nach über 20 Jahren Pause erstmals wieder im Altarraum, als das Festhochamt zur Aufnahme der Minis in der St.-Jakobus-Kirche beginnt.
Sie selbst kennen sich in der Kirche bestens aus, denn fast alle waren sie als Kind schon Messdiener und später Gruppenleiter. Die Begeisterung ist auch an diesem Morgen wieder da und begleitet die frischen Vätermessdiener bei ihren Aufgaben als Kreuzträger, Kerzenträger, Altarscheller, Weihrauchschwenker oder Gabenbringer.
In den ersten Bänken sitzen 15 Minis mit ihren Messdienerleitern, die gespannt darauf warten, zur feierlichen Aufnahme aufgerufen zu werden. Vier von ihnen sind Kinder der Vätermessdiener. So auch die zehnjährige Antonia, die aufmerksam ihrem Vater beim Weihrauchschwenken zusieht und lächelt, als dieser ihr liebevoll zuzwinkert. Sie ist stolz auf ihren Vater, der ebenso stolz auf seine Tochter ist.
„Wir brauchen Bilder der Menschlichkeit"
Pfarrer Horstmann predigt von der Kraft der inneren Bilder. „Warum haben wir hier jugendliche Messdienerleiter und Vätermessdiener? Weil sie es gut finden, Kindern etwas weiterzugeben. Sie haben ein inneres Bild, das Wirklichkeit werden soll, mit der Konsequenz, sonntags früh aufzustehen, wenn andere ausschlafen können. Wir brauchen innere Bilder der Menschlichkeit, der Wertschätzung und der inneren Güte“, so Horstmann.
Nach dem Gottesdienst sitzen die kleinen und großen Messdiener mit ihren Familienangehörigen im Gemeindezentrum St. Jakobus zusammen. Es gibt Grillwurst und ein kühles Getränk. Für die Vätermessdiener darf es auch ein Bier sein. Die Männer sitzen zusammen an einem Tisch, scherzen, lachen und erinnern sich gern an die Zeit, als sie noch Kindermessdiener waren. Sie reden aber auch darüber, warum sie nun als Vätermessdiener wieder einsteigen.
„Wir waren damals gerne Messdiener, was für uns natürlich auch ein Magnet für tolle Zeltlager- und Fußballangebote war“, erzählt Andreas Terborg. Die Väter wissen, wovon sie sprechen, wenn sie sich über das veränderte Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen unterhalten. „Heute gibt es neben den kirchlichen Angeboten viele konkurrierende Freizeitangebote sowie den Ganztagsunterricht, wodurch unsere Kinder weniger Zeit haben“, bemerkt Uwe Hoormann. Der dreifache Familienvater und Religionslehrer Markus Schute macht deutlich: „Deshalb wollen wir als Vätermessdiener ein Zeichen setzen und unsere Kinder an den Hochfesten entlasten. Kirche kann nur funktionieren, wenn wir alle gemeinsam unterwegs sind und uns gegenseitig unterstützen“.
Johannes Völker will ein Vorbild sein für seine drei Kinder, die nun alle als Messdiener aktiv sind. Der ebenfalls dreifache Vater Jürgen Jansen erklärt: „Wir sind aus innerer Überzeugung motiviert, wobei uns vor allem die christlichen Werte wichtig sind, die dadurch an die Kinder weiter gegeben werden.“
Die Idee „Vätermessdiener in St. Jakobus“ sei im Frühjahr beim Zeltlager-Wiedersehenstreffen im Beisein von Pfarrer Horstmann entstanden, erinnern sich Guido Santel und Peter Moritz. Neun Mitstreiter waren bald gefunden. Und sie haben auch schon eine Idee für einen Messdienerausflug: Als sich Pfarrer Horstmann zu ihnen setzt, schlagen sie eine Romfahrt vor.
Gisela Arling